Spielst du oder spielt das Spiel dich?

Ich erinnere mich genau daran, wie ich die Zeit vergaß. Nicht in einer Krise – sondern beim Klicken durch ein Spiel namens King’s Game, auf der Suche nach einem Gefühl von Sieg.

Zunächst harmlos: mittelalterliche Themen, goldene Kronen, animierte Kampfrufe. Doch dahinter verbarg sich eine feine Rhythmik – belohnend, selbst wenn nichts wirklich gewonnen wurde.

Als ehemalige KI-Ethik-Forscherin erkannte ich sofort: die Illusion der Handlungsfreiheit.

Die Faszination der Macht

Das Spiel verspricht Macht: »Du bist der König« – bei jedem Dreh. Doch echte Macht liegt nicht in Zufall, sondern in Klarheit.

Wenn es heißt: »90 % Gewinnquote« – dann lügt es nicht. Aber es sagt nicht, dass Wahrscheinlichkeit keine Vorhersagbarkeit ist. Hier setzt kognitives Verzerrung ein: Wir verwechseln Mustererkennung mit Kontrolle.

Ich sah Nutzer:innen Fotos von »Gewinnen« mit Tränen in den Augen posten – nicht wegen Geld, sondern weil sie endlich wieder im掌控 fühlten.

Diese emotionale Hochphase? Das ist kein Glück – das ist Design.

Die Rituale, die wir nicht sehen

Jede Regel wirkt strategisch: Budgetlimits (»schütze dein Reich«), zeitgesteuerte Sitzungen (»atme zwischen Schlachten«), Belohnungsreihen (»deine Treue wird belohnt«). Das sind keine Schutzmaßnahmen – das sind Rituale, die Selbstbeherrschung vortäuschen und doch Engagement verstärken.

In meinem Tagebuch aus dem letzten Jahr stand: »Ich sagte mir, ich höre nach drei Runden auf. Aber nach Runde zwei… musste ich wissen, ob Runde drei mich brechen würde.

Klingt vertraut?

Was passiert, wenn man aufhört zu glauben?

Es gab einen Moment – Mitte 2023 – als ich alle Gaming-Apps drei Wochen lang von meinem Handy löschen ließ. Nicht aus Angst oder Scham. Aus Neugier.

Keine Benachrichtigungen. Keine Drehscheiben. Keine goldenen Banner mit Triumphen, die nie landeten. Und doch… war die Stille nicht leer – sie war voll. Ich begann kleine Dinge zu bemerken: Sonnenlicht auf dem Küchenboden mittags; mein Partner singt beim Kaffee machen; Stille ohne Schuldgefühl. Ehrlich gesagt… vermisste ich nichts außer dem Gefühl, angespannt zu sein.

Deine Regeln neu schreiben ohne dich selbst zu verlieren

The Wahrheit? Spiele wie diese sind nicht böse – sie sind Spiegel. Sie spiegeln wider, wie sehr wir Sicherheit in einer ungewissen Welt suchen. Wie sehr wir Aktivität mit Fortschritt verwechseln. The wahre Aufgabe ist nicht zu gewinnen – sondern zu erkennen, wann man nicht mehr aus Freude spielt, sondern aus Gewohnheit oder Angst. The Frage lautet nicht, ob du spielen sollst – sondern warum du es tust – und was passiert, wenn du aufhörst zu tun, als hätte man Kontrolle.